Tutorial: Podcast schneiden und produzieren mit Audacity (2/2)

von | 22.07.20 | Podcast-Produktion

Mit dem kostenlosen Audio-Editor Audacity kannst du ganz einfach deine Podcasts und Interview-Aufnahmen schneiden und bearbeiten. Im ersten Teil unseres Tutorials haben wir dir bereits die grundlegenden Funktionen des Audioschnitts erklärt. In diesem zweiten Teil wird es darum gehen, wie du deine Aufnahmen durch in Audacity integrierte Effekte noch einmal soundtechnisch aufwerten kannst, ein Podcast Intro an den Beginn schneiden sowie ein Musikbett unterlegen kannst.

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Über den Autor: Kurt Woischytzky ist Inhaber des größten YouTube-Kanals für Podcaster in der DACH-Region und hat mit seinem Unternehmen kurt creative bereits über 200 KundInnen beim Start ihres Podcasts und YouTube-Kanals unterstützt.

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Aufnahmen polieren: Effekt Equalizer

Ein Effekt, mit dem du deine Podcasts deutlich aufwerten kannst, ist der Equalizer. Den kennst du vielleicht von älteren Stereo-Anlagen oder auch von manchen Handys. Ein Equalizer (oder auch kurz EQ genannt) kann einzelne Frequenzbereiche verstärken oder abschwächen. Das können z.B. Bässe sein, die eine Aufnahme dick und brummig klingen lassen oder Höhen, die eine Aufnahme klar und brillant machen.

Um den Equalizer in Audacity zu verwenden, musst du einfach nur einen bestimmten Teil der Tonspur markieren. (wie das funktioniert, erklären wir dir im ersten Teil dieses Tutorials) Anschließend klickst du in der Menüleiste auf das Menü “Effekte” und danach auf Equalizer. Nun öffnet sich ein Fenster, in dem du die Bearbeitungskurve für die einzelnen Frequenzbereiche einstellen kannst. Je höher die Kurve in einem bestimmten Frequenzbereich ist, desto mehr wird dieser Frequenzbereich in deiner Aufnahme verstärkt – je niedriger die Kurve ist, desto mehr wird dieser Frequenzbereich abgeschwächt.

Als Faustregel gilt: Wenn deine Aufnahme viele “Plopp”-Laute enthält, die dadurch entstehen, dass du sehr nah am Mikrofon gesprochen hast oder die Aufnahme allgemein sehr dumpf und brummig ist, solltest du unterhalb von 100 Hz 2 bis 5 dB absenken. Dies kannst du auch generell bei allen deinen Aufnahmen machen, da die sehr tiefen Frequenzen für die nachfolgende Bearbeitung deiner Aufnahme eher störend sind und es nicht negativ auffällt, wenn diese fehlen. Wenn deine Aufnahme klingt, wie aus einer “Blechdose”, solltest du den mittleren Frequenzbereich zwischen 4 und 8 kHz um zwei bis drei dB absenken. Das ist z.B. bei den meisten Headsets der Fall. Und wenn deine Aufnahme recht dumpf klingt und es ihr an Klarheit fehlt, kannst du oberhalb von 10 kHz mehrere dB verstärken. Das ist eigentlich bei fast allen billigen Mikrofonen notwendig. Übertreibe das aber nicht, denn sonst wird es dir in den Ohren weh tun.

Bitte beachte bei der Verwendung des Equalizers und auch bei allen anderen Effekten, dass die Aufnahme am Ende so natürlich wie möglich klingen sollte und es nicht darum geht, deine Stimme zu verstellen. Außerdem kannst du einen wesentlich größeren Effekt dadurch erzielen, von Anfang an ein gutes Mikrofon zu verwenden.

👉 Unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung für deinen Podcast:

Aufnahmen kräftiger machen: Effekt Kompressor

Wenn in deinen Aufnahmen besonders große Lautstärkeschwankungen enthalten sind, z.B. weil deine InterviewpartnerInnen sich oft vom Mikrofon weg und wieder zu ihm hin bewegt haben oder eine sehr dynamische Sprechweise haben, kannst du diese Lautstärkeunterschiede mit dem Kompressor angleichen. Der Kompressor senkt besonders laute Stellen deiner Aufnahme ab und erhöht besonders leise Stellen. Außerdem verdichtet er die Aufnahme und kann somit sehr dünne und leise Stimmen deutlicher hörbar machen. Der Kompressor ist jedoch auch ein Effekt, mit dem du sehr viel an deiner Aufnahme kaputt machen kannst, wenn du es übertreibst. Nutze ihn also sparsam.

Um den Kompressor auf einen bestimmten Teil der Aufnahme anzuwenden, markiere diesen Teil einfach, öffne das Menü “Effekte” in Audacity und klicke auf “Kompressor”. Danach kannst du einige Einstellungen vornehmen und mit einem Klick auf “OK” die Kompression auf den ausgewählten Bereich anwenden. Im Folgenden Screenshot siehst du einige Standard-Settings, die für die meisten Fälle bestens geeignet sein sollten und von denen du  am Anfang nicht zu weit abweichen solltest.

Podcast-Intro einfügen

Um ein Podcast Intro am Anfang deines Podcasts hinzuzufügen, kannst du dieses ganz einfach per Drag-and-Drop in das Schnittfenster ziehen. Audacity erstellt damit automatisch eine neue Stereo-Tonspur, die dein Intro als einzelnen Clip enthält. Mit dem Verschiebewerkzeug (Doppelpfeil) kannst du den Clip nach links und rechts schieben, um den idealen Zeitpunkt einzustellen, zu dem dein Intro starten soll. Es kann dafür notwendig sein, dass du deine Interviewaufnahme oder andere Sprachspuren ein Stück nach “hinten” schiebst. Dazu markierst du einfach gleichzeitig die Sprachspuren und schiebst sie mit dem Verschiebewerkzeug nach rechts. Wie das Verschiebewerkzeug im Detail funktioniert, erklären wir dir im ersten Teil dieses Tutorials.

Wenn du dein Podcast Intro separat produzieren lassen hast, wird es höchstwahrscheinlich deutlich lauter sein, als der Rest deiner Aufnahme. Mit dem “Verstärken”-Werkzeug kannst du die Lautstärke des Intros absenken. Markiere es dafür einfach mit einem Doppelklick, öffne das Menü “Effekte” und klicke dann auf den Effekt “Verstärken”. In den meisten Fällen kannst du hier einen Wert von -8 dB oder mehr eintragen, um ähnliche Lautstärkeverhältnisse zwischen deiner Aufnahme und dem Intro herzustellen. Wenn dein Intro am Ende ein Musikbett enthält, auf dem deine Moderation beginnen soll, nutzt du am besten das Hüllkurvenwerkzeug, das wir dir später in diesem Tutorial zeigen werden, um nur einen Teil deines Podcast Intros leiser zu machen.

Störgeräusche lautlos machen

Oft passiert es, dass InterviewpartnerInnen während du eine Frage stellst ihre Zettel sortieren, Gegenstände auf dem Schreibtisch hin- und herbewegen oder andere Nebengeräusche erzeugen. Diese Störgeräusche kannst du ganz einfach lautlos machen, indem du den betroffenen Bereich der Tonspur markierst, und im Menü “Erzeugen” auf “Stille” klickst. Belasse die Einstellungen bei den vorgegebenen Werten und klicke auf “OK”. Der von dir markierte Bereich der Tonspur wird dadurch automatisch mit Stille ersetzt und die Störgeräusche sind entfernt.

Musikbett unterlegen

Eine sehr schöne Möglichkeit, um deinen Podcast lebendiger zu machen und ihm einen Wiedererkennungswert zu geben, ist der Einsatz von Musikbetten. Musikbetten sind instrumentale Musikstücke, die im Hintergrund während einer Moderation zu hören sind. Natürlich müssen diese leiser sein, als deine Stimme, damit du noch gut zu verstehen bist.

Um ein Musikbett zu hinterlegen, ziehe es auch einfach wie das Podcast Intro per Drag-and-Drop in das Schnittfenster. Es wird nun eine neue Stereospur erstellt, in der das Musikbett enthalten ist. Um es leiser zu machen, markierst du es einfach, öffnest das Menü “Effekte” und klickst dann auf “Verstärken”. Als Wert für die Verstärkung trägst du einen negativen Wert ein, um es leiser zu machen. Bei Musikbetten kannst du mindestens -15 dB einstellen, damit deine Stimme noch gut zu verstehen ist. Hier gilt aber: Probieren geht über studieren!

Lautstärke fein anpassen: Hüllkurvenwerkzeug

Eine feinere Möglichkeit, um die Lautstärke deiner Tonspuren anzupassen, ist das Hüllkurvenwerkzeug. Das Hüllkurvenwerkzeug kannst du rechts neben den Steuerelementen auswählen (wo sich auch das Verschiebewerkzeug befindet). Das Hüllkurvenwerkzeug wird mit einem Klick auf die zwei übereinander stehenden Dreiecke ausgewählt.

Dadurch werden auf jeder Tonspur in Audacity blaue Linien angezeigt, auf denen du mit gehaltener Strg-Taste und einem einfachen Klick mit der linken Maustaste weiße Punkte setzen kannst. Diese weißen Punkte kannst du, ähnlich wie die Kurve im Equalizer, nach oben oder unten ziehen. Je weiter nach unten du einen Punkt ziehst, desto leiser wird der jeweilige Bereich deiner Tonspur. Indem du mehrere Punkte nebeneinander setzt, kannst du so eine individuelle Lautstärkekurve einstellen und z.B. dein Podcast Intro auf voller Lautstärke starten lassen, zu Beginn deiner Anmoderation jedoch leiser werden lassen.

Musik am Ende ausblenden

Der letzte Effekt den wir in diesem Tutorial vorstellen möchten, ist das Ausblenden von Musikbetten. Das kannst du auch mit dem Hüllkurvenwerkzeug tun, aber da es in Audacity einen eigenen Effekt für das Ein- und Ausblenden von Tonspuren gibt und dieser sehr einfach funktioniert, möchten wir ihn dir trotzdem zeigen. Am Ende eines Podcasts ist es ein schöner Effekt, während der Abmoderation ein Musikbett im Hintergrund laufen zu lassen, das am Ende das Podcasts ausgeblendet wird, also leiser wird. Dafür musst du einfach nur die letzten 5 Sekunden deines Musikbetts markieren, das Menü “Effekte” öffnen und anschließend auf “Ausblenden” klicken. Die markierten 5 Sekunden werden somit gleichmäßig ausgeblendet und es ergibt sich ein angenehmer Abschluss deiner Podcastfolge.

Fazit

Mit dem kostenlosen Schnittprogramm Audacity kannst du einfache Schnittarbeiten selbst erledigen und deine Podcastaufnahmen soundtechnisch ein ganzes Stück aufwerten. Wenn du dich für Technik interessierst und ein bisschen Zeit mitbringst, wirst du dich schnell in das Programm einarbeiten und viel Spaß beim Schneiden deiner Interviews haben.

Wenn du jedoch die Produktion deiner Podcast-Folgen lieber an einen Spezialisten möchtest und es dir wichtig ist, einen konkurrenzfähigen Gesamtsound auf Radiostandard bieten zu können, kannst du dich gern an uns wenden. Wir arbeiten seit Jahren mit dem im professionellen Studiobereich verbreiteten Programm Pro Tools und können dir alle Arbeitsschritte, vom Schnitt über das Aufbessern der Tonqualität deiner Aufnahmen bis zum fertig gemasterten Profi-Podcast abnehmen. Schreibe uns gern eine Nachricht und wir schauen gemeinsam, was wir für dich tun können.

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